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„Kurze Wege – lange Rede“

2009 Fototeam Besgen begleitet Guido Cantz am 11. Februar 2009

 - das war die Antwort auf die Frage: „Wie willst du denn auf die Bühne gehen, von hier vorne oder hinten durch?“ Der Blick schweift herum und er sieht, dass er vom Eingang aus schneller oben ist. „Je kürzer der Weg, um so länger der Vortrag!“, Er freut sich drauf, das merkt man ihm an. Dann der Satz: „Ich sag doch immer. Kurze Wege – lange Rede!“, und weg ist er.






Eine Tour durch die Kölner Säle mit Guido Cantz zeichnete sich für uns beim ersten Eindruck zunächst dadurch aus, dass er kein Foyer betreten kann, ohne schon von Scharen von überwiegend weiblichen Fans erwartet zu werden. Daher wohl auch sein derzeitiges Bühnenprogramm: Ich will ein Kind von dir. Dieser Spruch hätte noch gefehlt. Dabei ist es egal, ob es sich um eine einfache Mädchensitzung mitten in Köln-Mülheim oder eine elegante Damensitzung im Maritim handelt. Autogrammjägerinnen und Handyfotografinnen warten überall. So stellte es sich jedenfalls für uns dar, als wir uns wie vereinbart um 16:40 Uhr im Foyer des Gürzenich zur Mädchensitzung der Kölschen Funken rut-wieß mit ihm und seinem Freund und Fahrer Martin Matthes trafen. Für uns die erste, für die Beiden bereits die dritte Veranstaltung am diesem Tag. Redner vor oder nach ihm müssen damit rechnen, dass ein Teil des Publikums noch nicht bereit ist, wieder in den Saal zu gehen, solange Guido im Hause weilt. „Guido“, kreischt es aus allen Ecken, je später der Abend wird, um so länger konnten die Fans sich schon Mut antrinken, ihn auf ein Foto anzusprechen. Er ist vorbereitet, setzt sein charmantes jungenhaftes Lächeln auf, das er seit seiner Kindheit wohl bewahrt haben muss, zückt die Autogrammkarten und schreibt: Für Nina, für Gisela, für Anna...  was auch immer, ein kleines Herz dahinter und die Besitzerin der Autogrammkarte zieht freudestrahlend damit los.





Noch ein schnelles Erinnerungsfoto, ein paar enttäuschte Gesichter, weil es halt doch nicht jeder schafft und er muss schon weiter. „Es ist schade, dass immer ein paar enttäuscht zurückbleiben, die kein Autogramm mehr bekommen, oder die nicht auf einem Foto mit mir sind, aber das Programm ist eng und man will rechtzeitig zum nächsten Termin kommen, schließlich möchte man selber auch nicht warten müssen, alle haben ihren Zeitplan“, meinte Cantz in einem der knappen Gespräche zwischen zwei Auftritten. Er schenkt jedoch allen das gleiche freundliche Lächeln, blickt noch einmal entschuldigend in die Runde und lässt sich von Matthes dann bereitwillig zum Auto drängen, wo er schon wieder das Handy am Ohr hält. So geht es also weiter in die Stadthalle Mülheim, ein völlig anderes Klientel als zuvor im Gürzenich oder anschließend im Theater am Tanzbrunnen. „Es hat seinen besonderen Reiz, das alles hier. Die Karnevalszeit ist eben eine hektische und anstrengende Zeit, aber es macht auch Spaß“, antwortete er auf unsere Frage, „man trifft immer wieder die gleichen Leute, und das ist schön. Durch die ständigen Begegnungen kennt man sich und tauscht sich kurz aus, das Publikum ist so unterschiedlich, dass man sich immer wieder neu einstellen muss, aber gerade das macht ja Spaß.“ In der 18. Session ist er jetzt schon mit dabei. Ob er sich sehr intensiv vorbereite, wollten wir wissen, da grinst er verschmitzt. „Nun ja. Vorbereiten schon, aber das Spontane ist es doch gerade“. Das merken wir an diesem Abend. Der Vortrag ist in etwa immer der Gleiche, aber abgestimmt auf Publikum, Atmosphäre und Stimmung hat er es im Gefühl, welchen Witz er hier ausbaut oder da eher kurz hält. Pointen setzt er sicher und gekonnt. Dabei kommt das Spontane nie zu kurz. Es findet sich immer eine Frisur, die herausgehoben wird oder eine Person oder Gruppe im Publikum, die für den nächsten Gag passt und herhalten muss. Da es aber nie unter der Gürtellinie liegt, freut es die Angesprochenen, dass sie ausgewählt wurden und die Stimmung steigt. Dann also weiter ins Maritim, wieder Begrüßung durch Autogrammjägerinnen, Fotos werden gemacht, er bekommt seine Cola und schafft es nicht, sie auszutrinken, denn das Dreigestirn ist bereits ausgezogen und er wird angekündigt.





Schlicht steht er auf der Bühne im dunklen Streifenanzug und mit schwarzer Krawatte. Doch eins scheint nicht so recht zu passen: eine Art Cowboystiefel in Kuhoptik. Passt aber doch, denn im Programm wird „Bauer sucht Frau“ zu einem entscheidenden Hinweis auf das gewählte Outfit. Als Kühe verkleidete Jecke hat er sofort auf seiner Seite und nutzt das geschickt – keine Vorbereitung? So ein bissel schon, vielleicht aber auch die Erfahrung, die von Auftritt zu Auftritt gesammelt wird. An diesem Abend sind es bis auf die letzte Veranstaltung Mädchensitzungen, die er besucht. Hier kommen die Witze über die Erlebnisse mit Kindern besonders gut an. „Ich wusste gar nicht, dass Kinder so viel anziehen – Reinhold Messmer hatte bestimmt nicht mehr an, als er den Mount Everest bestieg“, oder die Episode, wo der stolze Vater zweier Töchter bei der Geburt des nicht so hübschen Sohnes nach der Treue der Mutter fragt, und die Antwort, ob sie ihn denn betrogen hätte, ist: Dieses Mal nicht...  Diese Gags kamen bei Mädchen und Damen natürlich besonders gut an.
Wie Guido Cantz privat ist, ist an einem Abend wie diesem wohl schwer zu ergründen. Er scheint auf der Bühne offen und frei über alles zu plaudern, was ihm gerade in den Kopf kommt, der Ruf, arrogant zu sein, geht ihm oft voraus. Steht er aber (was nur wenige Male vorkam) allein und privat vor einem, oder fühlt sich für einen kurzen Augenblick unbeobachtet, macht er einen sehr zurückhaltenden und nachdenklichen Eindruck.





„Jetzt habe ich endlich Zeit, was wollt ihr denn fragen?“ – er schaut einem interessiert in die Augen und vermittelt tatsächlich den Eindruck: Jetzt bin ich ganz für dich da und werde antworten. Das war natürlich im Laufe des Abends nicht möglich, wenn er es auch zwischendurch mal versuchte, aber schließlich gehen die Fans, die mit Autogrammwünschen vor ihm stehen, dann doch immer vor. Verständlich. Wir waren ja auch nur als Beobachter dabei. Nach den vielen Sälen geht es nun ins Holiday Inn am Stadtwald in Lindenthal. Ein Saal für ca. 400 Jecke, der schon vor Stimmung kocht, als wir eintreffen. Hier hören wir den Spruch der kurzen Wege, dann das Programm und weiter geht es wieder zurück zum Tanzbrunnen in die Köln-Messe. Wo wir vorher in edle Foyers kamen, erleben wir jetzt, wie es ist, den Künstlereingang zu benutzen. Wie auf dem Bahnhof, kommt es uns in den Sinn. Wir müssen kahle Treppenhäuser durchlaufen und stehen dann in der Halle hinter der Bühne, wo die letzte Veranstaltung des Abends – eine Firmenveranstaltung und heute die einzige, an der niemand verkleidet ist, stattfindet. Herren in Anzügen und nur wenige Damen aus allen Teilen Deutschlands in den Rheinparkhallen zu einer – vergleichsweise – eher steifen Veranstaltung. „Jetzt geht es etwas anders zu“, grinst er und hüpft schon erwartungsvoll hinter der Bühne auf den Treppen herum. Er freut sich, den ganzen Abend ging es karnevalistisch zu – jetzt kann er auch mal wieder Bühnenprogramm machen. Und das macht er. Wenn wir dachten, nach so einem Abend sein Programm zu kennen, zeigte er uns jetzt, dass es nicht so ist. Aus allen Teilen seines Programms stellte er auch diesem Publikum einen Strauß zusammen, der gefiel. Wo vorher die Frage: „Ist denn jemand aus Bergisch Gladbach da?“ oder „Gibt es hier auch jemanden aus Porz?“, gestellt wurde, änderte er es jetzt in. „Ist da jemand aus Österreich?“ Ja klar, waren welche da und meldeten sich brav. Ein Ostfriese ging gern auf die Späße ein und auch die humorvolle Kritik an der spärlichen Bühnendekoration: „Wer bringt das denn nachher zum Friedhof zurück?“ ließ spüren, dass er etwas getroffen hatte, was schon einige vorher gedacht haben.





Tag für Tag in einer Session, die gut 3-4 Monate dauert auf den karnevalistischen Bühnen von Köln und weit darüber hinaus – ist das nicht sehr nervenaufreibend? Andauernd die Fans, die hier ein Foto, da ein Küsschen, dort ein Autogramm haben wollen – kann das nicht auch mal lästig werden? „Klar, ist es anstrengend und die andauernde Nähe – besonders, weil man oft umarmt wird, oder umarmen soll – das muss man schon können,“ gibt er im Gespräch zu. „Doch wenn man dieses Leben, diese Atmosphäre liebt, dann freut man sich schon drauf, wenn es wieder los geht.“ Wie sieht es Weiberfastnacht aus? Karnevalssonntag und von Rosenmontag bis Aschermittwoch? „Da mach ich nichts, da will ich selber feiern!“, klingt es fast erleichtert und mit Vorfreude darauf, dass es bald soweit ist. „Die Session war lang genug und dann geht es wieder mit dem Bühnenprogramm weiter, irgendwann will man ja auch mal abschalten und selber feiern.“ Recht hat er. Und man gönnt es ihm auch, wenn man sieht, wie diszipliniert und akkurat er so einen Abend durchzieht. Kurze Verschnaufpause zwischen den Auftritten, aus dem Auto – in Richtung Fans und: Lächeln aufgesetzt und rein ins Vergnügen. Jedenfalls für die, die auf ihn warten. Man sieht es ihm nicht an, ob es auch mal lästig ist und das ist gut so, weil auch der Fan beim letzten Auftritt noch das Gefühl vermittelt bekommt, dass gerade diese Veranstaltung die ist, auf die er sich am meisten gefreut hat. Dass dieses Publikum hier das beste ist, was der Abend zu bieten hatte.
Irgendwie ist es ja auch so. Die Säle sind kaum vergleichbar. Wo in einem Saal die Stimmung kocht, ist es im anderen eher zurückhaltende Freude, aber überall kommen Menschen zusammen, um zu lachen, zu feiern und von den Sorgen des Alltags – wenn auch nur für ein paar Stunden – Abstand zu nehmen. Menschen wie Guido Cantz geben uns für ein paar Minuten oder Stunden das Gefühl: Du bist nicht allein mit deinen Gedanken und Sorgen um so manches Geschehen um dich herum. Andere sehen es auch. Durch den Spritzer Humor wird es nicht besser, aber besser zu ertragen und allein deshalb kann die Menschheit auf ihre Komödianten nicht verzichten.

Reiner Besgen

„Kurze Wege – lange Rede“

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