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Historie bis 1822: Wie alles begann ...

2023

Historie bis 1822: Wie alles begann 

Römische Feste zu Ehren der Götter als karnevalistische Wurzeln •

Im Mittelalter feierten alle gesellschaftlichen Schichten auf ihre Weise Karneval •

In der Frühen Neuzeit gab es ein turbulentes Treiben am Rosenmontag

Franzosen und Preußen verboten und reglementierten den Karneval

Köln. Wenn es historisch wird in Köln, dann sind die Römer meist nicht weit. Das gilt auch bei einer Geschichte des Kölner Karnevals, dessen früheste Wurzeln in germanischen und römischen Kulten und Festen liegen könnten. Da die Stadt vermutlich auch in nachrömischer Zeit durchgängig besiedelt war, könnten sich diese Bräuche – immer nach dem Geschmack und den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit neugestaltet – gehalten haben. Das traditionelle Feiern im späten Winter wurde jedenfalls auch im Mittelalter gepflegt und ist ab dem 14. Jahrhundert auch urkundlich belegt. In der blühenden freien Reichsstadt konnten sich eigene Feste und Traditionen entwickeln, das zeigen zahlreiche Quellen. So fanden die Franzosen, die 1794 die Herrschaft in der Stadt übernahmen, ein vielfältiges jeckes Treiben vor, das sie prompt zunächst einmal verboten. Auch die Preußen, die das Rheinland samt seiner Metropole nach 1814 „erbten“, standen dem urwüchsigen Fest skeptisch gegenüber. Das kam wohl auch daher, dass es zu dieser Zeit einen Wildwuchs im volkstümlichen Treiben gab, dem ein geistiges Gegengewicht fehlte. Das war der Anlass für einige Männer aus dem Bildungsbürgertum, sich der Sache anzunehmen – sie kamen 1822 zusammen, um im folgenden Jahr dem Karneval ein neues Gesicht zu geben.

Festkomitee-Gründer sahen Wurzeln in der Römerzeit

Wo Menschen zusammenleben, da wird gefeiert – das war auch im römischen Köln so. Rauschende Feste, wie etwa zu Ehren des Gottes Dionysos, die Saturnalien und Lupercalien, gehörten zum Jahreslauf. Und auch die Germanen pflegten im späten Winter Riten, die den Frühling locken und die kalte Jahreszeit vertreiben sollten. Diese Begebenheiten als direkte Karnevalsursprünge zu deuten, würde wahrscheinlich zu weit führen. Doch Bräuche leben weiter, werden verändert, angepasst und uminterpretiert. Und so entwickelte sich in der kleinen Stadt (Köln hatte selbst zu besten römischen Zeiten wohl um die 30.000 Einwohner, und schrumpfte in der Spätantike noch einmal deutlich) ein eigenständiges Treiben. Wichtiger noch: Die Existenz der antiken Bräuche war auch in späteren Zeiten bekannt und die Überlieferungen wurden entsprechend interpretiert. Kein Wunder also, dass mittelalterliche und frühneuzeitliche Fastnachtsvergnügen als „Bacchanalia“ bezeichnet wurden (Bacchus war die römische Version des griechischen Dionysos). Und folgerichtig beriefen sich im 19. Jahrhundert auch die Gründerväter des Festkomitees und der heutigen karnevalistischen Strukturen auf diese kulturellen Quellen. Nicht zuletzt passte der antike Rückgriff auch bestens in ihren humanistisch-bildungsbürgerlichen Wertekanon. Es lag nahe, die Antike romantischverklärt zum Lieferanten bildungsbürgerlich-karnevalistischer Motive zu machen – egal ob es nun eine Kontinuität in der Entwicklung gegeben hatte oder auch nicht.


Karneval in Köln: Seit dem (Spät-)Mittelalter urkundlich belegt

Sicher nachweisen lässt sich der Karneval in Köln ab dem 14. Jahrhundert. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung war dabei offenbar die Einbindung des Festes in den kirchlichen Jahreslauf. Einst hatte der Klerus zunächst alte Bräuche, wie Verkleidungen in Tierkostümen, bekämpft: Das roch doch zu sehr nach heidnischen Ritualen der Winteraustreibung! Dieser Widerstand mündet aber schließlich in der Umdeutung und der Herausbildung neuer Bräuche, die schließlich zu christlich geprägter Tradition wurden. Am Abend vor dem Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern wurde noch einmal gut gegessen und getrunken – und dazu gehörten natürlich auch Musik, Tanz und andere Vergnügungen, die danach bis Ostern streng untersagt waren. Und auch der Klerus feierte mit eigenständigen Traditionen mit, zu der etwa mal mehr mal weniger heitere Bühnenstücke gehörten. Aus dem 15. Jahrhundert gibt es Belege, dass sich im Karneval die schwelenden gesellschaftlichen Konflikte der Stadt entluden. Knechte, Gesellen, „einfache Leute“ hielten „denen da oben“ den Spiegel vor, was sich zuweilen bis zu Tumulten steigerte. Dass der Rat immer wieder Verkleidungsverbote erließ, Feiern unter Strafe stellte und überhaupt Ordnungsmaßnahmen ergriff, zeigt vor allem eines: Karneval wurde gefeiert – ob es die Obrigkeit wollte oder nicht. Und das nicht nur auf den Straßen. Die Verbote des Rates zeugen davon, dass es im privaten Rahmen ebenso karnevalistische Feste gab, wie es Bälle auf den Gaffelhäusern gegeben hat. Die gehobene Gesellschaft traf sich zu ritterlichen Fastnachts-Turnieren.

Das urwüchsige Fest wurde in der freien Reichsstadt immer wieder reglementiert

In der frühen Neuzeit (1596) beschränkte eine kurkölnische Bestimmung den Karneval auf einen Tag – nämlich den Montag nach Sonntag Estomihi (das ist Rosenmontag). In dem Erlass wurden zahlreiche Aktivitäten genannt, die verboten waren – in ihm spiegelte sich, was offenbar damals an karnevalistischen Aktivitäten zumindest vorkam: Trinken, Schwerttänze und „Mummereyen“ (Verkleidungen), Fressen, Saufen, Tanzen, und überhaupt allerlei „Leichtfertigkeiten“. Dass der Karneval immer wieder von den Stadtoberen reglementiert wurde, zeigt auch, dass es ein reges Treiben gab, das immer wieder auch zügellos wurde. Es hatte sich in der Freien Reichsstadt eigenständig entwickeln können und war von Generation zu Generation weitergegeben worden. Und dieses anarchische Element scheint dem Karneval damit innezuwohnen – es ist bis heute immer wieder Gegenstand des ordnungsbehördlichen Reglementierens und Eindämmens.

Französische und preußische Besatzer standen dem Karneval skeptisch gegenüber

Die Truppen Napoleons, die 1794 Köln besetzten und der Autonomie der Stadt den Garaus machten, untersagten das Treiben radikal. Die neuen Stadtherren hatten mit dem urtümlichen Fest nichts zu tun und verboten Karneval zunächst bis ins Jahr 1799. Erst danach durfte wieder gefeiert werden – und das nutzten viele, um sich wieder zu verkleiden und zu feiern. 1.273 Masken für die üblichen „Bandenumzüge“ wurden bei der Obrigkeit registriert. In diesem Jahr machte Doktor Albert Klebe eine Rheinreise, die ihn auch nach Köln führte. Er schilderte die im Jahr 1800 gemachten karnevalistischen Erfahrungen in Köln so: „Alle Wirtshäuser ertönten von Musik und Gläserklang und dem Brüllen und Jauchzen des besoffenen Pöbels. (...) In diesem von Tabak, Punsch und Ausdünstungen duftenden Tumult trieb sich der Pöbel aller Klassen mit Entzücken herum.“ Parallel zum heutigen, urwüchsigen Kneipenkarneval drängen sich geradezu auf. 1814/15 wechselte die Herrschaft von den Franzosen auf die Preußen. Und auch die nächsten Stadtherren standen dem Fest äußerst argwöhnisch gegenüber und reglementierten es nach Kräften. Die Eingliederung in den Preußischen Staat und die damit schwindende Hoffnung auf die Rückkehr zu reichsstädtischer Herrlichkeit brach sich in einer romantischen Rückbesinnung auf die „gute alte Zeit“ Bahn, und zu der gehörte natürlich auch das traditionelle Feiern in der Karnevalszeit. Gleichzeitig „verrohte“ das Treiben aber auch: In den Kneipen und in den Straßen wurde gesoffen und gesungen, es kam immer wieder zu Pöbeleien und Schlägereien. Diese urwüchsige Kraft befremdet Bildungsbürger und Obrigkeit – dem Karneval drohte ein weiteres Mal das Verbot. Grund genug für einen Kreis bildungsbürgerlicher Kölner um Heinrich von Wittgenstein, über eine Neuordnung des jecken Treibens nachzudenken: Es war Zeit für die Gründung eines „festordnenden Komitees“.

Chronologie:

45 – 450 Im römischen Köln werden Kulte und Feste u. a. zu Ehren von Saturn, Dionysos, Isis und Kybele gefeiert, die später häufig als karnevalistische Ursprünge interpretiert werden. Ab 500 in Fränkischer Zeit vermischen sich Germanische Frühlingsfeste und antike Kulte, der Klerus kritisiert sie als heidnisch. 742 Reformsynode unter Bonifatius verbietet Tierverkleidungen und Umzüge im Februar. 10. – 13. Jh. Allmähliche Umdeutung der heidnisch empfundenen Fastnachtsfeiern ins Christliche. Herausbildung des Begriffs „Fast(el)ovend“ für das Fest am Tag vor dem Beginn der österlichen Fastenzeit. 1341 Erste schriftliche Erwähnung der Kölner Fastnacht im Eidbuch des Rates. 14. – 16. Jh. Zahlreiche Belege für karnevalistische Bräuche – meist im Zusammenhang mit ihrem Verbot durch den Rat: Schwerter- und Reifentänze, Verkleidung, Festmahle, Turniere der Ritterschaft. Ab 16. Jh. Erwähnung der „Gesellenbanden“ als wichtige Träger des Festes und der damaligen Traditionen. 17. – 18. Jh. Wiederkehrende Verbote von Verkleidungen, Waffen- und Maskentragen zu Karneval. Erwähnung von Bällen, Tradition von Corsos an den Karnevalstagen. Gastspiele von Akrobaten und anderem fahrendem Volk sind üblich. 1733 „Alaaf“ als Hochruf auf die Stadt nachweisbar. Vermutlich ist der Ruf deutlich älter. 1794 Die Franzosen besetzen Köln und beenden damit die Phase der Eigenständigkeit als Freie Reichsstadt. 1799 Das von den Franzosen erlassene Karnevalsverbot wird aufgehoben, ab 1800 darf wieder gefeiert werden. 1810 Erstes „Divertissementchen“ als humorvolles Bühnenstück, für das musikalischer Stoff aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde. 1815 Nach dem Abzug der napoleonischen Truppen übernehmen die Preußen das Rheinland samt Köln. 1821 Eine „neue Ordnung“ regelt in acht Paragrafen, was im Karneval erlaubt ist und was nicht. 1822 Unter der Führung von Heinrich von Wittgenstein versammelt sich eine Gruppe bildungsbürgerlicher Kölner in der kleinen Weinstube „Im Häuschen“, um das alte Volksfest Karneval zu erneuern und wiederzubeleben. Sie bilden die Keimzelle des späteren Comités

Quelle Festkomitee Kölner Karneval 

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