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„Musik war sein Leben“ Peter Kessel ist am 16. Juni 2010 verstorben!

2010

„Musik war sein Leben“

Das letzte Interview mit dem kölschen Original „Orjels-Pitter“ Peter Kessel

Wie wir heute erfahren haben, ist Peter Kessel am 16. Juni 2010, drei Tage nach seinem 75. Geburtstag, verstorben. Die Beisetzung ist am Donnerstag, 24. Juni um 11 Uhr auf dem Friedhof Leidenhausen. 

Wir möchten seiner lieben Frau Antje unser aufrichtiges Beileid ausprechen.  

Peter, danke das wir Dich noch kennenlernen durften!

Kölsche-Fastelovend-Eck

Angela und Reiner

 

Köln-Porz. In Köln gehörte er zu vielen Veranstaltungen einfach dazu: Der Mann mit der Drehorgel und dem Zylinder auf dem Kopf, eines der wenigen noch lebenden kölschen Originale.


Wie bereits im Bachem-Verlag von Ewald Fischer veröffentlicht, gehört er neben vielen anderen kölschen Originalen (Urjels-Palm, Fress-Klötsch, Möler Bock oder Fleuten-Arnöldche) zu denen, die nicht nur Karnevalslieder gesungen haben, sondern auch heute noch darin besungen werden. Jeder von ihnen hatte etwas Besonderes, etwas, das aus dem Üblichen heraustrat und beim Zuschauer und Zuhörer den Eindruck hinterließ, dass hier etwas zu sehen und zu hören ist, das zeitlos sein und noch für eine lange Zeit nachwirken wird.

 

 

Antje und Peter Kessel mit Kölsche-Fastelovend-Eck-Redakteurin

Angela Stohwasser beim Interview.   



Wie sind wir darauf gekommen, uns mit dem Leben und Wirken von Peter Kessel zu beschäftigen?
Im Foyer der Börse in Köln ist Pause bei der Sitzung der KG Schnüsse Tring. Die Berichterstatter der verschiedensten Karnevalsmagazine und Internetseiten sind unterwegs, um über die Sitzungen zu berichten, so auch wir.
Es kommt auch schon mal vor, dass bei der Fülle der Veranstaltungen, die man besucht, ein Besuch während einer Pause ist und dann ist es meistens schwer, die Verantwortlichen zu finden, da sie diese Zeit für Besprechungen, Planungen und Organisatorisches nutzen.


Den Leuten beim Bier trinken zuzuschauen, ist nicht unbedingt erwähnenswert und so schaut man sich ein wenig um, ob da etwas ist, worüber berichtet werden kann, oder ob schöne Fotos zu machen sind. In diesem Foyer ertönte Drehorgelmusik. Ein 50. Geburtstag wurde gefeiert (wir berichteten darüber) und die Stimmung war sehr heiter. An der Orgel Antje Kessel, die heute für ihren Ehemann die Orgel spielt, weil er durch seine Erkrankung leider an den Rollstuhl gefesselt ist. Doch man kann nicht behaupten, dass er teilnahmslos daneben sitzt – sein Lächeln und seine Aussage, die er schon am Anfang unseres Gespräches deutlich äußerte, stehen in seinem Gesicht geschrieben: Musik war und ist sein Leben. Eine kleine Episode am Rande, aber nachhaltig.

Trifft man sich immer zweimal im Leben? Bestimmt – mindestens. Kurze Zeit später treffen wir ein ähnliches Bild im Gürzenich an. Sie spielen „rein“ und sie spielen „raus“, wie sie es selber nennen. An diesem Nachmittag eine Familiensitzung der Großen Kölner und anschließend die Sitzung der Großen von 1823 – wie jedes Jahr am Karnevalssonntag die letzte Sitzung vor dem Rosenmontagszug. Und zwischen Foyer und Saal, da wo alle die Treppe hinauf müssen, da stehen sie: Peter und Antje Kessel und die Drehorgel. Sie spielen und lächeln und sind in ihrem Element. Ein wenig Zeit vor der zweiten Veranstaltung und in einem netten Gespräch haben wir bereits ein Treffen vereinbart – außerhalb der anstrengenden Karnevalstage, also nach der Session und dann in aller Ruhe zu Hause. Ein paar Wochen und ein Telefonat später steht unser Termin schnell fest.

 

Peter und Antje bei der "Arbeit" im Kölner Gürzenich 


Eines ist klar: Hier gibt es viel zu erzählen – ein Leben voller Musik, voller Erlebnisse, Höhen und Tiefen, Lustiges, Trauriges, Kurioses. Wir freuen uns darauf, aus dem interessanten Leben eines echten kölschen Originals zu hören.
An der Tür: Peter Kessel – und darunter etwas kleiner: Orgels-Pitter.

Sobald man die Diele der Wohnung betritt, begegnet einem ein ganzes Leben. An den Wänden hängen Urkunden, Ehrungen, Auszeichnungen, Bilder, Orden und jede Menge Zeugen eines erfolgreichen Künstlerlebens. Für alles, was er besitzt, ist hier gar kein Platz. Auch im Büro und im Wohnzimmer findet sich immer wieder ein neues interessantes Stück, ein Teller, eine Schale, ein Glas.... die Aufzählung würde kein Ende nehmen. Hunderte von Gegenständen und jeder erzählt eine Geschichte.

 

Die Diele im Hause Kessel, ein kleines Museum


Leider kann Peter Kessel durch seine Erkrankung nicht mehr sehr lange selber erzählen, doch die Schilderungen seiner langjährigen Lebensgefährtin und jetzigen Ehefrau Antje sind so lebendig, dass man meint, er selber würde es erzählen.
Immer wieder nickt er und schmunzelt und schwelgt in Erinnerung an das, was er aus ihrem Mund hört. Einmal schüttelt er den Kopf und sagt beeindruckt: „Was du alles so weißt....“. Sie schmunzelt und sagt: „Ich war doch dabei“, und dann erzählt sie von Situationen wie dem Auftritt in der Köln-Arena mit den Bläck Föös, die ihm ein Lied gewidmet haben und ihn auf die Bühne holten, wo – wie sie uns erzählt – ihr heute noch ein Schauer über den Rücken läuft, wenn sie daran denkt. Genauso erging es ihnen, als sie bei einer Veranstaltung der KG Schnüsse Tring auftraten und Peter Kessel mit dem Lied „Ich werd noch 100 Jahre alt“ stehende Ovationen entgegen nahm.


Peter Kessel hört zu, ergänzt so manches noch und schwelgt in der Erinnerung an diese Stunden. Da wird vieles sein, was er in Herz und Kopf bewahrt hat, was uns verborgen bleibt, aber ihn erfüllt – es sei ihm von Herzen gegönnt, diesen persönlichen Reichtum für sich zu behalten.
Was in vielen Veröffentlichungen über den Orgels-Pitter immer wieder auftaucht, ist der Satz, dass er mit Warmherzigkeit singt und das hört man auch auf den CD’s deutlich heraus. Er singt sauber und klar und bringt Gefühl und Wärme in die Lieder und vor allem in seine Texte. Da ist es auch kein Wunder, zu hören, dass er einen riesigen Anteil seiner Gage und dem, was im Töpfchen landete, für gute Zwecke spendete und damit so manche Not linderte. Konzerte in Krankenhäusern, Altenheimen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen, Abende für kranke Kinder oder Kindern in Not, wie die Sammlung für eine Schule in Thailand oder Hilfen bei Naturkatastrophen – eine Beteiligung vom Orgels-Pitter war immer dabei.

Die vielen guten Sätze, die über ihn geschrieben wurden – sie sind alle wahr. Die Audienz beim Papst Johannes Paul II., die noch heute ein Meilenstein in seinem Leben ist und ihn mehr beeindruckte, als er es selber vorher dachte, der Beifall und die Zugabe-Rufe seines Publikums und die Anfragen der Gesellschaften für die nächste Session – viele schöne Erinnerungen sind an das Leben dieses Künstlers geheftet.
Muss ein Mensch, der anderen Menschen Freude und Lachen bringen möchte, ein ausgebildeter Musiker sein? Muss er eine Gesangsausbildung haben oder aus reichem Hause stammen? Nein, das muss er bestimmt nicht und Peter Kessel hat es jahrelang bewiesen.

Heute sitzt er in seiner kleinen Wohnung in Köln-Porz und lebt von den Gedanken und Erinnerungen an eine schöne Zeit. Die Hektik und der Trubel der schnelllebigen Zeit sind für viele von uns eine schwere Last. Wir sollten jedoch nicht vergessen, auch ab und zu an die zu denken, die uns, unseren Eltern und Großeltern Freude gebracht haben. Auch, wenn die Musik sich verändert hat und mancher Künstler fern von dem agiert, was damals aktuell war, so sollten wir doch heute einen großen Respekt denen zollen, die zu ihrer Zeit aktiv waren.

 


Antje und Peter Kessel reisen auch heute noch im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu Veranstaltungen und erfreuen die Menschen mit der Drehorgel. Schauen wir hin, hören wir ihnen zu und gehen wir nicht einfach an ihnen vorbei.
Der Abend mit den Kessels war beeindruckend und wird uns lange im Gedächtnis bleiben und vielleicht erinnert sich mancher beim lesen dieses Berichts daran, dass Peter Kessel auch für ihn oder sie einmal von Bedeutung war, zu einem schönen Ereignis beigetragen hat oder geholfen hat, eine schwere Situation besser zu ertragen.
Es wurde uns so viel erzählt und man könnte über das Leben vom Orgels-Pitter einen Roman schreiben.
Das Buch von Ewald Fischer ist leider nicht mehr erhältlich, aber bei größerem Interesse – wer weiß, vielleicht ist ja der Verlag bereit, eine weitere Auflage zu drucken?

Peter Kessel feierte am 13. Juni seinen 75. Geburtstag, leider verstarb er drei Tage später.

 

Heute, am 24. Juni wurde er in Porz auf dem Friedhof Leidenhausen beerdigt.

Viele Karnevalisten aus Köln und Umgebung erwiesen ihm die letzte Ehre.

Auch wir von Kölsche-Fastelovend-Eck waren dabei.

Mach et jot leeve Pitter!   

Redaktion Kölsche-Fastelovend-Eck

Angela Stohwasser

Reiner Besgen

 

 

 

Ein paar Autogramme aus seiner aktiven Zeit hat uns Peter Kessel freundlicherweise überlassen:

 

 

 

Fotos und Repros Fototeam-Besgen

 


„Musik war sein Leben“ Peter Kessel ist am 16. Juni 2010 verstorben!

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